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Mobilität & Verkehr
Computer-Simulation ersetzt Crashtests: TÜV Thüringen begleitet Validierung bei ENGINIUS
Crashtests zählen zu den aufwändigsten Versuchen auf dem Weg zur Serienreife eines neuen Fahrzeugs, denn im Fall der Fälle müssen zahlreiche aktive und passive Sicherheitssysteme Hand in Hand arbeiten. Simulierte Crashtests sind mit Blick auf die Ressourcen- und Kosteneffizienz essenziell – aber kann man den Ergebnissen einer solchen Simulation wirklich trauen? Genau das überprüft der Technische Dienst des TÜV Thüringen und begleitete zuletzt die Validierung einer Crashtest-Computersimulation mit einem Lkw-Fahrerhaus von ENGINIUS.
In Deutschland werden jährlich mehr als 25.000 Lkw des Güterkraftverkehrs in Unfälle verwickelt. In der Regel ist der Lkw bei einem Verkehrsunfall der vermeintlich Stärkere, dennoch enden viele Lkw-Unfälle auch mit Verletzten und Getöteten. Gerade Auffahrunfälle auf Autobahnen oder Böschungsunfälle haben schwerwiegende Folgen für die Lkw-Insassen. Hersteller entwickeln ihre Fahrzeuge daher gemäß den geltenden Regelungen der UN-Wirtschaftskommission für Europa. So wird beispielsweise in der ECE R29-03 festgelegt, dass die Insassen durch die Fahrerkabine von Lkw bei Unfällen besonders geschützt sein müssen. Dazu gibt es klare Prüfanforderungen: einen Frontalaufpralltest, einen Belastungstest der A-Säulen und einen Test der Dachstabilität.
Für einen Fahrzeughersteller wie ENGINIUS sind diese Tests mit hohen Kosten verbunden, schließlich wird hierbei jedes Mal eine fertige Fahrerkabine zerstört. Um die Anzahl physischer Tests künftig reduzieren zu können, hat der auf Aufbauten für Abfallsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen spezialisierte Hersteller gemeinsam mit acs – automotive center Südwestfalen eine spezielle Computersimulation entwickelt, die virtuelle Crashtests ermöglichen soll. Um die Aussagen der Simulationssoftware mit den realen Ergebnissen eines Crashtests vergleichen zu können, wurde der gleiche Versuch kürzlich doppelt durchgeführt – einerseits ganz real, andererseits mit Bits und Bytes.
Voraussetzung für korrekte Ergebnisse ist eine exakte Übertragung des realen Fahrzeugs in die Simulation: Jedes große und kleine Bauteil muss mit seinen jeweiligen Eigenschaften virtuell nachgebildet werden, damit die Simulation zu belastbaren Ergebnissen führen kann. Der Technische Dienst des TÜV Thüringen konnte beim doppelten Test die Vergleichbarkeit von Simulation und realem Crashtest prüfen und schließlich bestätigen: Die Abweichungen zwischen Realität und Simulation waren so gering, dass die Zulassung der Crashsimulation beim Kraftfahrt-Bundesamt beantragt werden konnte und bei weiteren Tests auf physische Crashtests verzichtet werden kann. Das spart Geld, schont die Umwelt und bringt die Markteinführung des ENGINIUS CITYPOWER als Batterie oder Wasserstoff-Lkw ein großes Stück näher.
Über ENGINIUS:
ENGINIUS ist eine Tochtergesellschaft der FAUN Gruppe, die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben herstellt und sich den klimaneutralen Lastverkehr zum Ziel gesetzt hat. 150 Spezialist:innen sind für ENGINIUS an den Standorten Bremen, Winsen (Luhe), Braunschweig sowie Potsdam tätig. Bekannt wurde ENGINIUS mit dem brennstoffzellenelektrischen Antrieb BLUEPOWER für Müllfahrzeuge. Zudem ist ENGINIUS der erste Fahrzeughersteller in Europa, der eine EU-Typgenehmigung für elektrisch angetriebene LKW mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-System (FCEV) erhielt. Ca. 200 BLUEPOWER Fahrzeuge fahren bereits auf Europas Straßen und haben gemeinsam über 1,5 Mio. Kilometer im Abfallsammelbetrieb zurückgelegt. Der nächste Schritt: ein LKW mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb für die Mittelstrecke und den Verteilverkehr unter den Namen CITYPOWER.