Motorradfahrer befahren eine Waldstraße

Erhöhtes Unfall-Risiko im Herbst: Sonniges Herbstwetter ist für Motorradfahrer oft trügerisch

Im Oktober warten viele Motorradfahrer auf ein günstiges Zeitfenster, um sich und ihrer Maschine noch einen krönenden Saisonabschluss zu gönnen. Die vielleicht letzten sonnigen Tage des Jahres locken mit trockenen Fahrbahnen viele Biker zu einer abschließenden Runde vor der Winterpause. Häufig wird dabei das immer mitfahrende Risiko eines Unfalls unterschätzt: Neben äußeren Faktoren wie der im Herbst oft tiefstehenden Sonne, kaltem Asphalt sowie mit nassem Laub bedeckten Fahrbahnen tragen oftmals auch Fehleinschätzungen anderer Verkehrsteilnehmer zum erhöhten Unfallrisiko bei. Fahrzeugexperte Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen ruft daher auch Autofahrer zu besonnener Fahrweise und gegenseitiger Rücksichtnahme auf.

Gemessen an der Verkehrsbeteiligung nehmen die Unfallzahlen mit Motorrad-Beteiligung gerade im Spätsommer und Herbst wieder deutlich zu. „Motorradfahrer müssen sich besonders jetzt auf wechselhafte Fahrbahnbedingungen einstellen“, meint Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen. „Fahrbahnverschmutzungen durch Erntefahrzeuge oder Laub können nicht nur in Verbindung mit Taubildung auf dem Asphalt schnell gefährlich werden, auch Splitt zählt immer wieder zu den äußeren Sturzeinflüssen bei Bikern“, so Schauffler. „Schönes Wetter kann jetzt besonders trügerisch sein, denn die Fahrbahntemperaturen sind im Herbst oft wesentlich niedriger als die Lufttemperatur. Dadurch kann der Reifen keinen optimalen Grip aufbauen, was sich unmittelbar auf das Fahrverhalten der Maschine auswirkt. Gerade bei schneller Kurvenfahrt ist ein Wegrutschen im Herbst leider keine Seltenheit. Besonders in schattigen Waldpassagen muss auch mit feuchten Fahrbahnstellen gerechnet werden“, warnt Marcel Schauffler. Hier kommen auch die in modernen Motorrädern verbauten elektronischen Fahr- und Assistenzsysteme an ihre Grenzen, schließlich können auch sie die Fahrphysik nicht überlisten. „Wer zu schnell in eine Kurve fährt, riskiert im schlimmsten Fall einen Sturz oder gerät auf die Gegenfahrbahn“, gibt Marcel Schauffler zu bedenken. 

Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist für Motorradfahrer nach wie vor um ein Vielfaches höher als für Pkw-Insassen: Von den insgesamt 2.770 Personen, die 2024 bei Straßenverkehrsunfällen tödlich verletzt wurden, kam jeder Fünfte (20 % oder 554 Personen) auf einem Kraftrad ums Leben. Unter den 96 im Jahr 2024 in Thüringen im Straßenverkehr getöteten Personen verloren 18 bei einem Unfall mit motorisierten Zweirädern ihr Leben. Unfallexperte Marcel Schauffler mahnt daher zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme. „Gerade an den Wochenenden sind Motorradfahrer vermehrt unterwegs. Bei tiefstehender Sonne können die Zweiräder auch wegen ihrer schmalen Silhouette leicht übersehen werden. Viele Autofahrer unterschätzen außerdem Entfernung, Geschwindigkeit und Beschleunigungsvermögen eines Motorrades. Leider gibt es aber auch immer wieder Motorradfahrer, die sich nicht an die Geschwindigkeitslimits halten oder äußerst riskant überholen“, weist Marcel Schauffler auf die häufigsten Fehler und damit auf mögliche Unfallursachen hin.