Erster internationaler Erfahrungsaustausch zur ISO 21001 informiert über neuen Bildungsstandard

In Deutschland löste die DIN ISO 21001-2021-2 im Februar vergangenen Jahres die Norm DIN ISO 29990:2010 ab. Schon im September 2021 wurde die Zertifizierungsstelle des TÜV Thüringen als eine der ersten in Deutschland für die neue Norm von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert und genießt daher einen großen Erfahrungsvorsprung. Mit der ISO 21001 steht Bildungsorganisationen jetzt eine bildungsspezifische Alternative zur Qualitätsnorm ISO 9001 zur Verfügung. Ein nach ISO 21001 zertifiziertes Managementsystem steigert die Effizienz und Effektivität der Bildungsorganisation, insbesondere dann, wenn eine internationale Anerkennung der Bildungsdienstleistungen im Fokus steht. Das Interesse an der neuen Managementnorm wächst seit der Einführung spürbar an: Sowohl größere international tätige Unternehmen möchten ihre Aus- und Weiterbildungsbereiche zertifizieren lassen, aber auch Anfragen von kleineren Bildungsorganisationen und Start-up-Unternehmen erreichen den TÜV Thüringen. Eine besonders große Nachfrage besteht in Ländern, die ihr Bildungssystem verbessern und international ausrichten möchten. Anfragen aus dem Ausland zur ISO 21001 gehen derzeit aus Moldawien, Belgien, Österreich, Ägypten und Italien in der Zertifizierungsstelle für Managementsysteme des TÜV Thüringen ein.

In der Zusammenarbeit von TÜV Thüringen und TÜV Thüringen Italia entwickelten Christin Andreß-Fleming (TÜV Thüringen) und Peter Völk (TÜV Thüringen Italia) die dreiteilige Informationsreihe zur ISO 21001 für alle Außenstellen und Partner sowie weitere interessierte Personen. Zur digitalen Auftaktveranstaltung konnten mehr als 30 Teilnehmende aus Ägypten, Bosnien, Deutschland, Italien, Litauen und Rumänien begrüßt werden. Die Gastredner gaben einen umfassenden Überblick zur Norm und konnten aktuellste Informationen aus dem ISO-Komitee „Education and learning services“ aus erster Hand an das Auditorium weitergeben. So führte der Chairman des ISO/TC 232-Komitees und Mitglied des DIN-Ausschusses für „Bildungsdienstleistungen“, Florian Mai, in das Thema ein. Er war maßgeblich und federführend an der Entwicklung der ISO 21001 beteiligt. Florian Mai sprach zur Bedeutung und den Schwerpunkten der Norm auf Weltebene und zu ersten Erfahrungen in verschiedenen Ländern mit der Zertifizierung von Bildungsorganisationen. Als zweiter Gastreferent konnte Dr. Mohamed Lashin aus Ägypten gewonnen werden, der die Unterschiede zwischen der ISO 21001 und der ISO 9001 aufzeigte. Dr. Lashin ist Geschäftsführer der Zertifizierungsstelle „ISC“ in Ägypten, lehrt zu Total Quality Management und Risikomanagement in postgraduierten Studiengängen an der Universität in Kairo und der Arabischen Akademie für Wissenschaft, Technologie und Seeverkehr und ist darüber hinaus Convenor des ägyptischen Spiegel Komitees ISO TC 232 (ISO 21001). Als weitere Referentin sprach Dr. Marie-Luise Stoll-Steffan über aktuelle und zukünftige Kompetenzanforderungen an Auditoren im Kontext von Bildungsorganisationen. Sie ist ebenfalls Mitglied des DIN Ausschusses für „Bildungsdienstleistungen“ und Mitglied im ISO/TC 232. Dr. Stoll-Steffan ist selbst Auditorin und arbeitet zudem aktuell als Co-Convenor in der ISO/CASCO/TC232 JWG58 für Auditor-Guidelines mit Experten aus der ganzen Welt an der Definition von Kompetenzanforderungen an ISO 21001-Auditoren.

Der internationale Erfahrungsaustausch zur ISO 21001 wird Anfang Mai mit der zweiten Veranstaltung die Schwerpunktthemen „Kontext, Führung und Planung von Bildungsorganisationen“ vertiefen. Für Anfang Juni ist der dritte Teil der Reihe mit dem Schwerpunkt „Evaluierung sowie kontinuierliche Verbesserung der Leitung und der Bildungsdienstleistungen“ geplant. Dabei sollen auch konkrete Beispiele aus der Auditpraxis in Bildungsorganisationen thematisiert und diskutiert werden.