Gefahren auf der Rolltreppe: Fahrtreppen sind kein Ponyhof – nicht nur Kinder unterschätzen die Gefahren

Ein entspanntes Shopping-Erlebnis für die ganze Familie ist oberstes Ziel von Einkaufszentren und Kaufhäusern. Um die oft über mehrere Etagen verteilten Ladengeschäfte möglichst komfortabel erreichbar zu machen, sind die vom Volksmund gerne als Rolltreppen bezeichneten Fahrtreppen erste Wahl. Auch in anderen öffentlichen Bereichen wie in Bahnhöfen, U-Bahnstationen oder Flughäfen sind die Personenbeförderungsanlagen heute kaum noch wegzudenken. Allerdings ist sich kaum ein Nutzer den Gefahren bewusst, die bei einer unachtsamen Benutzung drohen.

Fahrtreppen und Fahrsteige, von Laien gerne als Rolltreppen bezeichnet, sind vielerorts rund um die Uhr im Dauerbetrieb. Durch die hohe Beanspruchung unterliegen die Anlagen allerdings einem hohen technischen Verschleiß, der eine regelmäßige Wartung und wiederkehrende Prüfungen zwingend erforderlich macht. Doch selbst auf einer technisch einwandfreien Anlage drohen den Nutzern Unfälle, wenn sie die Treppen falsch oder unachtsam benutzen. Kinder sind dabei besonders gefährdet, denn sie unterschätzen die Gefahren noch mehr als Erwachsene und nutzen die Anlagen mitunter als Spielplatz.

Benutzer einer Fahrtreppe sollten sich stets darüber im Klaren sein, dass sie sich auf einer großen Maschine befinden und unmittelbar mit deren beweglichen Teilen in Berührung kommen. Zwar verfügen Fahrtreppen über Sicherheitseinrichtungen für Notfälle, aber die Gefahren von Klemm- und Scherstellen sind dennoch nicht zu unterschätzen. Ein erhebliches Risiko besteht, wenn offene Schnürsenkel oder lange Kleidungsstücke eingezogen werden. Kommt es am Handlauf oder im Bereich der Stufen zum Einziehen eines Schals, kann das im ungünstigsten Falle bis zur Erdrosselung führen. Auch Kinder mit Gummistiefeln und Turnschuhen sind einer erhöhten Einzugsgefahr zwischen Stufe und Balustrade ausgesetzt. Das ist den meisten nicht bewusst: Der weiche Kunststoff der Schuhe kann sich bei Kontakt mit der Balustrade in nur wenigen Augenblicken in den Spalt einziehen, ohne dass eine Sicherheitseinrichtung der Fahrtreppe rechtzeitig auslösen könnte. Beschädigte Schuhe oder Kleidung sind hier sicherlich das geringste Übel.

Für viele Kinder sind Fahrtreppen faszinierend und mindestens so interessant wie ein Abenteuerspielplatz. Die geführten mitfahrenden Handläufe verleiten Kinder zum Spielen. Aufgrund des Gefahrenpotenzials sollten Eltern ihre Kinder aber nie unbeaufsichtigt auf eine Fahrtreppe lassen. Dass man darauf einfach nur stillstehen muss, ist für viele Kinder schwer zu akzeptieren. Eltern sollten ihre Kinder daher gezielt auf die Gefahren hinweisen. Auch ein Sturz auf der Fahrtreppe kann schwerwiegende Folgen haben: Beim Aufprall auf die harten Kanten der Stufen können sich nicht nur Kinder Prellungen zuziehen oder den Kopf aufschlagen. Noch viel schlimmer ist es, wenn es durch die Bewegung der Fahrtreppe zu schwersten Quetschungen oder gar zur Abtrennung von Gliedmaßen kommt. Kleinere Kinder sollten daher auf der Rolltreppe immer an die Hand genommen werden, so die Empfehlung des TÜV Thüringen.

Leider sind auch Erwachsene oft kein gutes Vorbild. Eine oft unterschätzte Gefahr ist die Fahrt entgegen der Fahrtrichtung, um bequemer mit dem Hintermann plaudern zu können. Das kann jedoch schnell in einem Sturz enden. Vor allem im Einzugsbereich der Treppenstufen besteht ein akutes Verletzungsrisiko und unter Umständen sogar Lebensgefahr. Zwar verfügt jede Fahrtreppe am Anfang und am Ende über einen Not-Aus-Schalter, doch bis dieser von einem Außenstehenden betätigt wird, kann es unter Umständen schon zu spät sein.

Auf Fahrtreppen sollte immer auf genügend Abstand zu anderen Menschen geachtet werden. Wer andere Personen dennoch auf der Fahrtreppe „überholt“, sollte unbedingt Berührungen vermeiden und auf die Sicherheit seiner Mitmenschen achten. Generell nicht erlaubt ist die Mitnahme von Kinderwagen, Rollstühlen, Koffertransportwagen und Einkaufswagen auf Fahrtreppen. Auch sollten Hunde auf der Fahrtreppe besser getragen werden. Wo es Fahrtreppen gibt, stehen für die Barrierefreiheit in aller Regel auch Aufzüge zur Verfügung. Diese bieten in solchen Fälle eine höhere Sicherheit – auch wenn man eventuell etwas länger warten muss.


Einen detaillierten Blick auf die häufigsten Mängel an überwachungsbedürftigen Anlagen, zu denen neben Fahrtreppen unter anderem auch Aufzüge, Druckanlagen und explosionsgefährdete Anlagen zählen, hat der TÜV Thüringen Anfang September in seinem Anlagensicherheits-Report vorgestellt.