Manches vermeintliche Hausmittel entpuppt sich bei der Fahrzeugpflege als schlechte Alternative

Im Winter schwören manche Autofahrer auf gute alte Hausmittel – sei es beim Enteisen der Autoscheibe oder als Ersatz für professionelle Frostschutzmittel. Doch können heißes Wasser, Spülmittel oder Brennspiritus im Winter mit gekauftem Scheibenenteiser mithalten oder ist von sogenannten Hausmitteln eher abzuraten? Fahrzeugexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen klärt mit diesen Automythen auf.

Jedes Jahr werden einige Autofahrer vom Winter kalt erwischt. Schwache Batterien, fehlender Frostschutz oder gar Sommerbereifung zählen zu den häufigsten Nachlässigkeiten unvorbereiteter Fahrzeugbesitzer. Andere greifen in Sachen Autopflege auf gute alte Hausmittel zurück. Doch sind diese hilfreich oder ist ihre Wirksamkeit eher einer der großen Mythen? „Die meisten Autofahrertipps rund um vermeintliche Hausmittel erweisen sich beim näheren Betrachten als wenig praktikabel oder schaden gar dem Fahrzeug“, merkt Achmed Leser skeptisch an. „Wer beispielsweise seiner vereisten Frontscheibe mit heißem Wasser zu Leibe rückt, muss damit rechnen, dass diese aufgrund der großen Temperaturunterschiede Spannungen aufbaut und reißt“, warnt der Autoexperte. Auch von Brennspiritus als Ersatz für das Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage hält Leser nicht viel: „Der Spiritus hat zwar eine hohe Frostschutzwirkung, da Ethanol erst bei sehr niedrigen Temperaturen gefriert, aber seine Reinigungswirkung ist im verdünnten Zustand nicht sonderlich hoch. So hinterlässt er auf der Scheibe eher Schlieren als einen klaren Durchblick. Im Extremfall kann das zum Sicherheitsrisiko werden. Ein weiterer großer Nachteil des Brennspiritus ist sein unangenehmer und beißender Geruch“, weiß Leser.

Theoretisch ist es natürlich möglich, aus hochkonzentrierten Ethanol, Glasreiniger oder Spülmittel seinen eigenen Scheibenwaschanlagenzusatz zu mixen. Für Achmed Leser macht dies jedoch nicht viel Sinn: „Es ist sehr schwierig, hierbei das richtige Mischungsverhältnis zu finden. Spülmittel neigt dazu, stark aufzuschäumen. Ist der Ethanol-Mix zu hochkonzentriert, könnte das im Laufe der Zeit die Scheibenwaschanlage schädigen, da sich kleinste Partikel lösen und in den feinen Düsen festsetzen könnten und diese dann verstopfen. Durch eine zu hohe Ethanol-Konzentration können zudem die wasserlöslichen Lacke des Fahrzeugs in Mitleidenschaft gezogen werden. Ist der selbstgemischte Ethanol-Zusatz zu gering dosiert, wirkt sich das direkt auf die Frostschutzwirkung aus. Bei Minusgraden friert die Scheibenwaschanlage dann möglicherweise ein.“ Alles in allem rät der Experte von solchen Mixturen ab. „Und auch preislich dürfte die Verwendung der sogenannten Hausmittel keine Alternative zu handelsüblichen Frostschutzmitteln sein. Diese gibt es bereits zu Preisen um einen Euro pro Liter zu kaufen. Bei richtiger Anwendung werden die speziellen Waschanlagenzusätze mit Frostschutz immer besser sein als das selbstgemixte Hausmittel“, so Achmed Leser.