Neue Norm zur Gebäudesicherheit – das sollten Sie jetzt zum „Gebäude-TÜV“ wissen

Feuerlöscher, deren Prüffrist abgelaufen ist, lose Bodenfliesen und Treppengeländer, rutschige Eingänge – wer Wohngebäude verwaltet oder besitzt, trägt Verantwortung. Seit März 2025 liegt der Entwurf der DIN 94681 „Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude - Regelmäßige Prüfroutinen im Rahmen von Sichtprüfungen und Zustandsbewertungen, Grundlagen und Prüflisten“ kurz auch „Gebäude-TÜV“ genannt vor. Erstmals soll damit ein klarer Rahmen für regelmäßige Sichtprüfungen und Zustandsbewertungen entstehen. Der Entwurf zeigt: Verkehrssicherheit lässt sich planen – und dokumentieren.
 
Was soll sich konkret ändern? Wer wird betroffen sein? Und wie bereiten sich Verantwortliche jetzt klug vor? Dieser Beitrag liefert Antworten – praxisnah und kompakt. 

Lesezeit: 5 Minuten


AUF DEN PUNKT

  • Neue Norm in Vorbereitung: DIN 94681 definiert Standards zur Verkehrssicherheitsüberprüfung in Wohngebäuden

  • Klare Prüfroutinen: Wer prüft was – und wie oft? Der Entwurf liefert verbindliche Leitlinien

  • Mehr Sicherheit, weniger Risiko: Die Norm hilft, Haftungsrisiken und Schäden vorzubeugen

  • Relevanz für viele: Eigentümer, Verwalter, Genossenschaften und Wohnungsbauunternehmen sollten jetzt handeln


DIN 94681 – Der „Gebäude-TÜV“ und was dahintersteckt

Ob bröckelnde Balkone, lose Geländer oder defekte Brandschutztüren – die Verkehrssicherheit in Wohngebäuden steht aufgrund möglicher Abnutzungen und Schäden sowie davon ausgehenden Gesundheitsgefahren regelmäßig im Fokus. Die geplante Norm DIN 94681 setzt hier an: Ziel ist es, bereits bestehende gesetzliche Anforderungen zur Verkehrssicherungspflicht übersichtlich darzustellen und besser verständlich zu machen. Die künftige Norm soll Eigentümern helfen, Risiken strukturiert zu identifizieren und ihren Verpflichtungen im Zusammenhang mit der gefahrfreien Nutzung von Wohngebäuden einfacher nachkommen zu können. Die Norm ist als praxisnaher Leitfaden vorgesehen, der die Pflichten auf verständliche Weise zusammenfasst und strukturiert aufführt. Mit anderen Worten: Die neue Norm schafft keine neuen Pflichten. Diese bestehen bereits seit Jahrzehnten auf Grundlage diverser Gesetze. Stattdessen liefert die DIN 94681 eine Gesamtschau zu bereits bestehenden Regelungen sowie Anforderungen und systematisiert sie. Damit erleichtert sich für die Verantwortlichen der Umgang mit den relevanten Vorgaben. Die DIN 94681 wird zukünftig eine wertvolle Orientierungshilfe sein: Sie bietet einen besseren Überblick, reduziert Komplexität und hilft dabei, bereits geltende Anforderungen rechtssicher umzusetzen. Sie ist somit ein Werkzeug, dass wesentlich mehr Effizienz bringt, jedoch kein zusätzlicher Klotz am Bein der Wohngebäudeverantwortlichen sein soll. Für alle, die bereits bislang ihre Pflichten weitgehend vollständig erfüllt haben, ändert sich kaum etwas. Sie finden sich in der neuen Norm bestimmt schnell zurecht, können diese als praktisches Nachschlagewerk nutzen und bekommen Anregungen für einen optimalen Aufbau ihrer Dokumentation. Allen anderen gibt die DIN 94681 Instrumente an die Hand das gefühlte Chaos aus Prüffristen, Prüfvorschriften, Prüfpersonen oder Prüfumfang zu ordnen und dank Checklisten sowie Handlungsempfehlungen bald strukturiert sowie rechtssicher zu agieren. 

Die DIN 94681 bezieht dafür alle sicherheitsrelevanten Punkte in öffentlich zugänglichen Bereichen von Wohngebäuden ein und schreibt bspw. fest: 

  • regelmäßige Sichtprüfungen an Gebäuden, technischen Anlagen und Außenflächen: wie, wann, wer 
  • Gefahrenbereiche, die systematisch und wiederholend geprüft werden
  • strukturierte Prüflisten für die häufigsten Gefährdungsbereiche (z. B. Absturzsicherungen, Brandschutz, Spielplätze)
  • einheitliche Qualitätsstandards, die sicherstellen, dass für Wohngebäude standort- und betreiberunabhängig dieselben Sicherheitsvorgaben gelten
  • klare Rollenzuordnungen für Prüfverantwortliche (z.B. Sachkundige vs. Fachkundige)
  • verbindliche Anforderungen an die lückenlose Dokumentation – vollständig, nachvollziehbar, rechtssicher 

Die Norm sieht nicht nur fachliche Prüfungen vor, sondern liefert auch konkrete Checklisten und Handlungsempfehlungen für die Praxis. Sie kann damit als zentrale Richtschnur für Immobilienverantwortliche dienen – und Haftungsrisiken deutlich senken, da Gefahrenquellen sowie Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt und gezielte Maßnahmen eingeleitet werden können.


Neue Herausforderungen – und echte Chancen

Mit der DIN 94681 kommen neue Aufgaben auf Eigentümer und Verwaltungen von Wohngebäuden zu. Gleichzeitig eröffnet sich für Betroffenen die Möglichkeit, das Thema Gebäudesicherheit systematisch, effizient und rechtssicher anzugehen. Denn: Wer präventiv handelt, spart im Zweifel hohe Sanierungs- oder Schadensfolgensummen – und stärkt das Vertrauen der Bewohner. 

Was sich ändern soll:
  • Einzelfallentscheidungen werden durch einheitliche Standards der Norm abgelöst.
  • Eigentümer müssen klar regeln, wer welche Prüfpflichten übernimmt.
  • Dokumentation wird wichtiger – sie dient als Nachweis im Schadensfall. 

Hier zeigt sich wer bereits professionelle Prüfprozesse etabliert hat bzw. diese zeitnah einführt, ist klar im Vorteil. Die DIN 94681 hält für Eigentümer und Verwalter von Wohngebäuden eine strukturierte Basis bereit, um ihrer Verantwortung zu genügen sowie Haftungsrisiken nachhaltig einzuschränken. Und als positiver Nebeneffekt hat die Norm einen nicht unwesentlichen Anteil am Werterhalt der Immobilie und einer hohen Lebensqualität der Bewohner.

Für wen ist die DIN 94681 relevant?

Die Norm richtet sich an alle, die Verantwortung für Wohngebäude tragen – ob privat, öffentlich oder genossenschaftlich:

  • Hausverwaltungen und Immobiliengesellschaften 
  • Wohnungsbaugenossenschaften 
  • Eigentümergemeinschaften (WEG)
  • Kommunale Wohnungsbauunternehmen
  • Private Eigentümer, insbesondere bei vermieteten Objekten 
Auch Dienstleister aus dem Facility-Management oder der technischen Gebäudeprüfung können sich an der Norm orientieren.

Was gilt es jetzt zu beachten?

Auch wenn die DIN 94681 aktuell noch im Entwurfsstadium ist: Die Richtung ist klar. Wer sich rechtzeitig vorbereitet, kann spätere Umstellungsschwierigkeiten vermeiden. Diese Schritte helfen dabei: 

  1. Ist-Stand erfassen:
    Welche regelmäßigen Prüfungen gibt es bereits? Wo fehlen Standards? Gibt es dokumentierte Zustandsberichte? 

  2. Zuständigkeiten klären: Wer prüft was? Welche internen oder externen Personen sind dafür qualifiziert?

  3. Prozesse strukturieren: Wie oft wird geprüft? Wie wird dokumentiert? Wo werden Berichte abgelegt?
     
  4. Mitarbeitende sensibilisieren: Hausmeister, Techniker und Verwaltungspersonal sollten frühzeitig über die Neuerungen und ihre Auswirkungen informiert sein.

  5. Fachliche Unterstützung einholen: Gerade kleinere Eigentümer profitieren von externem Wissen – z. B. durch Fachbüros oder Verbände.

Wie geht’s weiter? Der Weg zur gültigen Norm

Aktuell läuft die öffentliche Kommentierungsphase der DIN 94681. Bis 7. April 2025 konnten Fachkreise und Interessierte ihre Rückmeldungen beim DIN (Deutsches Institut für Normung e. V.) einreichen. Jetzt fließen die Rückmeldungen in die Überarbeitung ein. Erst wenn dieser Konsensprozess abgeschlossen ist, wird die Norm veröffentlicht. Bis dahin bleibt die Anwendung auf jeden Fall freiwillig – wer sie aber schon jetzt nutzt, ist besser aufgestellt.


Fazit

Die geplante DIN 94681 bringt Struktur in ein nicht zu vernachlässigendes Thema: Die regelmäßige Verkehrssicherheitsprüfung von Wohngebäuden. Wer Verantwortung für Immobilien trägt, sollte den Entwurf genau prüfen – und die neuen Vorgaben frühzeitig in seine Prozesse integrieren. Das schützt Menschen, sichert Werte und minimiert Risiken. Jetzt ist der richtige Moment, um Verkehrssicherheit systematisch zu denken. Denn wer prüft, der schützt.