
Mobilität & Verkehr Oldtimer, Typgenehmigung
TÜV Thüringen prüft lebensverlängernde Ersatzteile für heimische Vogelarten wie Schwalbe & Co.
Auch fast 40 Jahre nach ihrem Produktionsende zählt die Simson Schwalbe noch zu den begehrtesten Kleinkrafträdern – und das nicht nur bei Nostalgikern. Über eine Million produzierte Exemplare sorgen dafür, dass die Schwalbe auch heute noch regelmäßig zu sehen ist. Doch die Jahre gehen auch am Zweitakt-Roller aus dem ehemaligen Simson-Werk Suhl nicht spurlos vorbei, was für eine stabile Nachfrage nach passenden Ersatzteilen sorgt. Auf diesen Markt hat sich die Firma MZA Meyer-Zweiradtechnik GmbH spezialisiert, die inzwischen seit über 25 Jahren Ersatzteile für die begehrten Simson-Klassiker produziert. Der Technische Dienst des TÜV Thüringen hat jetzt den MZA-Ersatzrahmen für die Simson Schwalbe KR51 auf Festigkeit geprüft.
Die Schwalbe war das erste Modell der Vogelserie von Simson und lief 1964 erstmals vom Band. Dass sie neben den später produzierten Simson-Bestsellern S50 und S51 einmal zum begehrten Klassiker werden wird, hätten selbst die kühnsten Ost-Nostalgiker bei ihrem Produktionsende 1986 nicht gedacht. Das Revival der Simson-Mokicks ist jedoch nicht nur auf ihre nahezu unverwüstliche Bauweise und Langlebigkeit zurückzuführen. Die Kleinkrafträder von Simson genießen seit der Wiedervereinigung einen Sonderstatus und dürfen laut Einigungsvertrag in ganz Deutschland bereits ab 15 Jahren und mit einem Führerschein der Klasse AM gefahren werden, obwohl ihre zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h die üblichen 45 km/h deutlich übertrifft. Wie viele der insgesamt über drei Millionen Simons heute noch auf unseren Straßen unterwegs sind oder in Scheunen und Garagen auf eine Wiedergeburt warten, lässt sich schwer abschätzen, die Nachfrage nach den Modellen und ihren Ersatzteilen bleibt aber seit Jahren hoch.
Die heute in Meiningen ansässige Firma MZA Meyer-Zweiradtechnik bedient den Markt für Simson-Ersatzteile bereits seit 1993 und entwickelte sich schnell zum Großhändler. Als Simson-Lizenznehmer übernahm MZA neben alten Lagerbeständen auch die meisten Werkzeuge und Vorrichtungen sowie umfangreiche Urheberrechte des ehemaligen Werks in Suhl. Mit dem erworbenen Know-how kann MZA nahezu alle Ersatzteile produzieren, neben unzähligen Kleinteilen zählen dazu auch ganze Ersatzmotoren und Ersatzrahmen. Der Bedarf ist groß, denn selbst eine noch so robuste und liebevoll gepflegte Simson erleidet nach mehr als 35 Jahren Laufzeit mal einen Kolbenfresser oder einen Rahmenbruch.
Um sicherzustellen, dass die nach originalen Bauplänen gefertigten Ersatzrahmen auch den entsprechenden Belastungen standhalten, hat MZA den Technischen Dienst des TÜV Thüringen mit einer Belastungs- und Festigkeitsprüfung beauftragt. Die Fahrzeugexperten des Technischen Dienstes prüfen regelmäßig Fahrzeuge im Zusammenhang mit Typgenehmigungsverfahren und verfügen über die nötige Expertise bei der Bewertung von Fahrzeugkomponenten. Im Falle der Prüfung des Ersatzrahmens für die Simson Schwalbe KR51 erarbeiteten sie gemeinsam mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau einen Prüfplan, mit dem eine Betriebsfestigkeit nach aktuellen Anforderungen nachgewiesen werden konnte. Dabei wurden die Rahmen auf ihre Festigkeit in der Fahrzeugstruktur überprüft. Diese muss den Anforderungen der Europäischen Vorschrift zur Genehmigung und Marktüberwachung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen (VO(EU) 168/2013) genügen sowie die Anforderungen an die funktionale Sicherheit von Fahrzeugen für die Genehmigung von zwei- oder dreirädrigen und vierrädrigen Fahrzeugen (VO(EU) 3/2014) erfüllen.
Für den Versuchsaufbau wurde der Fahrgestellrahmen in unterschiedlichen Konstellationen mit je einer Achse und der Motoraufhängung mit dem Prüfstand verbunden. Der Fahrgestellrahmen wurde zur Simulation der Massenkräfte über die Auflage der Sitzbank mit Massen und Fixierungen versehen. Im Rahmen wurde auch ein Motor montiert, um dessen Massenkräfte nachzubilden. Die Krafteinleitung erfolgte in unterschiedlichen Prüfdurchgängen mit Radaufstands-, Kettenzug- und Bremskräften über die jeweiligen Achsen an Vorder- und Hinterrad.
Nach der durchgeführten Blockprogrammbelastung wurde am Prüfmuster eine Oberflächenrissprüfung mittels Farbeindringverfahren durchgeführt. Da hierbei keine Rissbildung festgestellt wurde und auch sonst keine Probleme auftauchten, gibt es eine gute Nachricht für Simson-Liebhaber: Mit der erfolgreichen Prüfung der Ersatzrahmen ist die Ersatzteilsituation für die Schwalbe auch für die nächsten Jahre gesichert