Unter sieben Grad oder von O bis O: Zeitpunkt für den Reifenwechsel nicht verpassen

Es ist wieder einmal so weit, die Reifenwechselsaison beschäftigt die deutschen Autofahrer. Einige warten mit dem Wechsel bis zur letzten Minute. Für andere Autofahrer wiederum ist die gute alte Faustregel „von Oktober bis Ostern“ das Maß der Dinge. Beharrlich stellen sie sich im Oktober an die Warteschlangen der Reifendienste an. Aber stimmt die O-bis-O-Regel noch und was hat es mit dem 7-Grad-Mythos auf sich?

„Generell ist in unseren Breitengraden von Oktober und bis in den April hinein Schneefall möglich. Kein Wunder, schließlich sind in diesem Zeitraum auch Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter keine Seltenheit. Die O-bis-O-Regel hat daher als Faustformel durchaus ihre Berechtigung“, erklärt Fahrzeugexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen. Wer allerdings nicht jeden Tag auf sein Auto angewiesen ist oder in flacheren Regionen mit geringer Schneefallwahrscheinlichkeit wohnt, muss sich nicht zwingend daran halten. „Spätestens aber Mitte November sollten die Winter-Pneus aufgezogen werden. Denn dann können sich die Temperaturen auch tagsüber dauerhaft um die Null-Grad-Grenze bewegen oder gar darunter fallen. Straßenglätte durch überfrierende Nässe oder einsetzendem Schneefall gehört dann zu den häufigeren Witterungsbedingungen“, so Leser.

Einige Autofahrer halten sich beim Reifenwechsel an die 7-Grad-Grenze. Der Mythos sagt, dass Sommerreifen unter sieben Grad Celsius weniger Grip als Winterreifen aufbauen. Dies ist heutzutage nur bedingt richtig. „Moderne Sommerreifen können auf Nässe und bei trockenen Bedingungen auch noch knapp über dem Gefrierpunkt Vorteile gegenüber den Winterspezialisten hinsichtlich Traktion und Bremsverhalten aufweisen“, so der Reifenexperte. „Möglich machen das innovative Reifenmischungen, verbesserte Profilierungen und breitere Reifen. Den entscheidenderen Einfluss auf den Reifengrip hat aber vielmehr die witterungsbedingte Straßenbeschaffenheit, also ob schneebedeckte, reifüberzogene oder vereiste Fahrbahnverhältnisse vorherrschen. Solche Verhältnisse sind natürlich erst ab Temperaturen um den Gefrierpunkt gegeben“, erklärt Achmed Leser. Daher hat der Gesetzgeber die situationsbedingte Winterreifenpflicht eingeführt. Eine strikte Wechselempfehlung bei sieben Grad Celsius stimmt also nicht. Die meisten Fahrzeuge verfügen heute über einen Warnton beziehungsweise eine Warnleuchte, die bei einer Außentemperatur von drei bis vier Grad aktiv wird. Ab da sollte der Fahrzeugführer auf glatte Straßen gefasst sein und sein Fahrverhalten entsprechend den äußeren Bedingungen anpassen.

Für Wenigfahrer oder Autofahrer, die bei Eis und Schnee ihr Fahrzeug lieber stehen lassen, können sich sogenannte Ganzjahresreifen lohnen. Diese sind zwar nur ein Kompromiss zu den Winter- und Sommerreifen. Wer aber nur selten in Bergregionen unterwegs ist und von seinem Reifen keine Höchstleistungen abverlangt, der kann sich das mühselige Umrüsten der Reifen und einen Komplettsatz Bereifung sparen.