Vorsicht Wildwechsel: Wildunfälle haben im Herbst Hochsaison

Im Spätsommer und Herbst müssen sich Autofahrer gerade in der Dämmerung und bei Nacht auf häufigeren Wildwechsel einstellen. Aufgrund der kürzer werdenden Tage ändern auch Wildtiere ihren Rhythmus, viele legen für die Nahrungssuche jetzt wieder längere Wege zurück. Dadurch steigt auch die Gefahr von Wildunfällen deutlich an. Unfallexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen rät zu erhöhter Bremsbereitschaft und angepasster Geschwindigkeit.

„Gerade in unmittelbarer Nähe zu Feldern und Wäldern müssen Autofahrer im Spätsommer und Herbst ständig mit plötzlich auftauchendem Wild rechnen. In diesen Bereichen müssen sie immer darauf gefasst und mit entsprechender Weitsicht unterwegs sein. Besonders in den Morgen- und Abendstunden ereignen sich statistisch gesehen besonders häufig Wildunfälle“, gibt Unfallexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen zu bedenken. Neben der Paarungszeit mancher Wildtiere kommt im Spätsommer und Herbst auch noch die Erntezeit hinzu: Die großen Maschinen schrecken vor allem Rehwild auf. Im Anschluss bieten abgeerntete Felder keinen Schutz mehr, weshalb viele Tiere auf andere Flächen ausweichen.

Eine oft unterschätzte Gefahrenstelle sind Maisschläge direkt am Fahrbahnrand. Maisfelder sind in der Regel sehr dicht und daher schlecht einsehbar. Gleichzeitig sind sie ein beliebter Rückzugsort für Schwarzwild: Wildschweine finden hier ideale Bedingungen für die Nahrungsaufnahme. „Wild, das unerwartet aus Maisfeldern auftaucht, ist für Autofahrer extrem tückisch. Die Reaktionszeiten für Kraftfahrer sind dementsprechend kurz, bei zu hoher Geschwindigkeit lässt sich ein Unfall kaum noch vermeiden“, erläutert Achmed Leser. „Da hilft es nur, die Geschwindigkeit schon vorsorglich zu reduzieren und permanent bremsbereit zu sein.“

Kommt es dennoch zu einem Zusammenprall mit Wildtieren, wird in den meisten Fällen ein erheblicher Sachschaden am Fahrzeug verursacht. „Personenschäden kommen vor allem dann hinzu, wenn das Tier bei hoher Geschwindigkeit ins Fahrzeuginnere katapultiert wird oder es in der Schrecksekunde aufgrund von Ausweichmanövern zu einem Folgeunfall kommt“, weiß Schadengutachter Achmed Leser zu berichten.

Das bekannte „Wildwechsel“-Verkehrsschild mit dem springenden Hirsch weist auf Streckenabschnitte hin, auf denen Wild besonders häufig die Fahrbahn quert. Hier sollten Autofahrer stets aufmerksam unterwegs sein und ihr Tempo anpassen. An hochkritischen Wildgefahrenstellen sind die Leitpfosten inzwischen meistens mit zusätzlichen Wildwarnreflektoren ausgestattet. Dennoch werden jedes Jahr tausende Verkehrsteilnehmer von den unvorhersehbaren Straßenüberquerungen der Tiere überrascht. Unfallexperte Leser rät: „Quert Wild die Fahrbahn, sollte eine beherzte Vollbremsung eingeleitet werden. Ein Ausweichen ist kaum möglich und birgt die Gefahr, im Graben oder am nächsten Baum zu landen. Folgeunfallschäden, die durch das Ausweichen entstehen, sind im Zweifel nicht durch die Teilkasko abgedeckt. Diese reguliert normalerweise nur Fahrzeugschäden durch Haarwild.“ Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben die Autoversicherer 2022 rund 265.000 Wildunfälle registriert, bei denen ein Schaden von insgesamt mehr als 950 Millionen Euro entstand. Jeder Wildunfall schlägt dabei im Schnitt mit mehr als 3.600 Euro pro Pkw zu Buche – ein Anstieg um über acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ein Wildunfall ist unter allen Umständen unverzüglich der nächsten Polizei- oder Forstdienststelle zu melden. Angefahrene oder getötete Tiere dürfen auf gar keinen Fall mitgenommen werden. Dies erfüllt den Straftatbestand der Wilderei.